Ich schreibe diese Zeilen, da mein Ende in diesem grässlichen Wald auf dieser scheußlichen Reise abzusehen ist und ich der Nachwelt wenigstens noch eine Kleinigkeit hinterlassen mag.
Es wirkt auf mich schon etwas ironisch, dass Destir mir erst die Augen öffnete, nachdem es nun zu spät zu sein scheint. Die Gruppe, mit der ich hier in den Brobedwenn reise, ich nahm an, es sind Scharlatane und Schaumschläger. Nur um feststellen zu dürfen, dass ich wohl selbst einer bin, der seine und zudem noch einer, der seine Fähigkeiten bei Weitem überschätzt. Auch wenn über die Fähigkeiten der beiden Magier, Mezzo Omo und Nephontius Silberblick oftmals im Stillen gelacht wird, erkenne ich nun ihre offensichtliche Überlegenheit. Nur weil ihre Spezialitäten nicht auf Effekthascherei aus sind, bedeutet es noch lange nicht, sie würden der Gruppe nichts beitragen.
Beeindruckender als die Magier sind allerdings Hagen von Sloja und Kassandra Tatüta. Zwei wahre Kämpfernaturen. In ihrem Schatten zu reisen fallt dabei oftmals nicht leicht. Denn es liegt meistens an ihren Fähigkeiten, ob die Gruppe scheitert oder gewinnt.
Und ausgerechnet die dilettantische Magie der Druiden hat es nun also vermocht, mir derart die Augen zu öffnen. Ihr Geas hat mir offenbart, dass sie viel zu viel Aufwand um ihre Rituale betreiben. Aber sie erforschen die Natur. Und anstatt sie zu lenken, nutzen sie die natürlichen Gegebenheiten. Beschränken sich auf das Existierende. Das ist doch jämmerlich. Oder wäre es wenigstens, wenn es nicht derart gewaltig wäre.
Wir reisen hier auf einer Kraftlinie. Unangenehmerweise ist diese Energie von Chaos infiziert. Sie steht nicht im natürlichen Gleichgewicht mit der Umgebung, sondern hat diese verändert. So scheint es, als wären sämtliche Tiere dieses Waldes besonders aggressiv. Darüber hinaus sind sie mit schwarzen Zähnen gezeichnet, so wie auch die Orks. Unkontrollierte Mutationen sorgen dafür, dass man sich praktisch auf nichts einrichten kann.
Schlimmer noch verhindert diese chaotische Magie das effektive Ausüben von Zaubern. Das hat natürlich nach einiger Forschung verlangt. Und ich werde auch weiter forschen sowie diese Ergebnisse hier in meinem Nachlass festhalten, soweit ich es vermag. Eine Kraftlinie entspricht meiner Vorstellung nach einem Fluss, der in eine Richtung strömt. Wobei die Richtung auf den Ebenen ebenso wie in der Wirkung vorliegen mag. So mag eine Kraftlinie, mit einer Richtung von Leben durchströmt werden und damit sämtliche Wunden heilen. Eine andere Kraftlinie mag besonders Schatten stärken und ihnen damit eine besondere Festigkeit, vielleicht sogar Stofflichkeit und einen eigenen Willen zu verleihen. Wie sieht diese Richtung im Chaos aus?
Hier wird keine festgelegte Richtung vorhanden sein. Sie wird ständig im Wandel sein. Weshalb stört nun diese Kraftlinie die Magie der Magier? Weil sie derart gewaltig ist? Wir berühren den erwähnten Fluss nicht. Aber unsere Zauberei. Und wenn der Strom, die Richtung dieses Flusses derart gewaltig ist, dann wird sie einfach mitgerissen, mitgespült. Gerade im Chaos. Ich könnte mir vorstellen, dass Heilsprüche auf einer Kraftlinie des Lebens besonders einfach gelingen oder Schattenmanipulationen auf einer Kraftlinie des Schattens. Welche Zauberei müsste folglich auf einer chaotischen Kraftlinie gelingen?
Keine. Chaos bedeutet auch zügellos. Und indem wir unsere Zauber formen legen wir ihnen Zügel an, Regeln, in welchem Rahmen sie sich bewegen sollen. Chaoszauberei wäre also demnach zügellos freigesetzte magische Energie. Der Versuch, magische Energie derart freizusetzen hat aber leider keinen Effekt erzielt. Ich hatte zu hoffen gewagt, dass die geballte Energie einen Effekt auslösen würde um abfließen zu können. Stattdessen hat sie sich unbefriedigenderweise einfach mit der Umgebung verschmolzen.
Wir haben noch Amulette entdeckt, die von den Orks getragen wurden, die uns angegriffen haben. Da sie gezielt die Magier als erstes auszuschalten versuchten, nehme ich an, dass sie mit der Gefahr von Magie vertraut sind. Nur waren wir bisher durch die massiven Störungen nicht in der Lage. mit diesen Mitteln wirklich etwas zu bewegen. Wenigstens teilweise. Also wissen die Orks entweder nichts von der Störung oder aber sie stufen sie deutlich geringer ein. Von mir brauchen sie wenigstens nicht zu befürchten, dass ich ihnen viel entgegenzusetzen vermag. Der letzte Kampf hat dies bereits gezeigt.
Ich werde versuchen die Amulette der Orks weiter zu erforschen. Vielleicht bieten sie doch noch einen Ausweg aus dieser Misere. Bisher haben diese Amulette nur einmal Wirkung gezeigt. Und zwar, als sie analysiert wurden. Sie am Körper zu tragen wie die Orks hat nicht geholfen. Ganz gleich ob der Zaubernde oder sein Ziel sie getragen haben. Nun mag es daran liegen, dass wir ihre Eigenschaften falsch eingeschätzt haben. Vielleicht wirken sie wie eine Art Artefakt. Wie ein Krug, der die Energie auffängt und einsammelt, die man ihm zukommen lässt. Also kann man vielleicht Zauber ungehindert auf Träger dieser Amulette wirken, indem man den eigentlichen Zauber nicht auf den Träger sondern auf das Amulett wirkt? Ich mag es wenigstens versucht haben.
Ansonsten bleibt mir noch das Kurzschwert zu verwenden, welches ich gefunden habe. Es ist magisch. Da ich nicht mal den leichtesten Aufspürungszauber für Magie (Händlers Magiegespür) darauf zur Anwendung bringen konnte, vertraue ich darauf, dass es dies ist, da es nicht verrostet oder angelaufen ist, wie all die anderen Gegenstände, die ich bei dem Leichnam gefunden habe, der auf diesem Schwert lag. Da mir meine Magie nun auch zu nichts mehr nutze zu sein scheint, sollte ich zwischen den zuletzt zerschlagenen Rüstungen schauen, ob eventuell etwas für mich Brauchbares dabei ist. Dann überstehe ich nächstes Mal noch einen Moment länger und halte einen Gegner für einen Moment länger von anderen Gruppenmitgliedern fern. Einen höheren Nutzen sehe ich in meinem Beisein leider nicht mehr.
Sobald ich neue Erkenntnisse erlangt habe, werde ich weiteres hier drin notieren.