Angi röchelte und fasste sich an die Kehle um das heraussprudeln ihrer Lebenssäfte zu verhindern. Indes war Wingubar kurzzeitig wohl etwas weggetreten gewesen. Vielleicht hatte er sich am Kopf verletzt. Auf jeden Fall kam er jetzt wieder zu sich. Die Körper und das Blut ließen ihn in Panik geraten. Und sofort begann Wingubar um sich zu schlagen und zu treten. Er schien dabei lediglich aus Knien und Ellenbogen zu bestehen. Ray'hn brachte sich direkt vor ihm in Sicherheit, während Angi nicht so viele Möglichkeiten besaß. Ihr Röcheln ging aber in seinem Schreien ziemlich unter.
Zunächst ließ Ray'hn Wingubar etwas Zeit wieder zur Besinnung zu kommen. Ein Mensch in Panik ist kein Zuckerschlecken und sollte nicht unterschätzt werden. Erst als er bemerkte, dass da neben ihm Angi war und diese sich nicht weiter entfernen würde, als er sie schob und drückte, ließ er nach. Aber es wäre töricht gewesen ihm Zeit zu geben sich wieder zu besinnen oder gar zu zaubern. Gerade als er daran dachte sich aufzurichten, packte Ray'hn ihn mit beiden Händen an einem Fuß, zog daran und trat dabei in die entgegengesetzte Richtung, also zwischen seine Beine.
Ray'hn mochte Zauberei nicht. Vor allem dann nicht, wenn sie gegen sie gerichtet war. Aber sie empfand es als ebenso tragisch, wenn ein echtes Wunderkind sterben musste. Hier hatte sie das Gefühl, als ob es zutreffen könnte. Auch wenn sie bisher noch nicht den geringsten Beweis dafür erhalten hatte, dass er überhaupt ein Magiebegabter war. Dennoch durfte sie ihm keine Gelegenheit geben es zu beweisen.
Sie griff nach seinem Gesicht. Und natürlich versuchte er sich zu verteidigen. Erlahmt durch die schmerzen in der Lendengegend bekam sie ihn am Ohr zu fassen, krallte sich mit ihren Fingernägeln dort rein und drückte den Daumen zwischen den Augenlidern hindurch. Das hört sich wahrscheinlich leichter an, als es war. Es war ein Gerangel um Leben und Tod.
Immer wieder gelang es Wingubar ihr vors Kinn zu schlagen. Von ihrer Wut geleitet, zog sie sich das Wurfmesser aus der Schulter und wollte die Klinge dem Jüngling ins andere Auge drücken. Natürlich blieb der nicht still liegen und wartete darauf, es mit sich geschehen zu lassen. Es versuchte den Kopf hierhin und dahin zu wenden, knallte ihr einmal mehr seine Handfläche unters Kinn und versuchte sie von sich weg zu drücken. Anstatt seines Auges erwischte sie seinen Unterarm, wo die Klinge Tief in den Muskel eindrang.
Einmal mehr jagten unerträgliche Schmerzen durch des Jünglings Arm. Diesmal um einiges heftiger, als zuvor, da sie ihm den Arm beinahe ausgekugelt hatte. Instinktiv rollte er sich zusammen und brachte damit seine angezogenen Knie und Füße unter Ray'hn. Mit verbleibender Kraft und dem unbedingten Willen zu überleben nutzte er die Gelegenheit, die sich für ihn daraus bot und drückte Ray'hn mit den Beinen von sich fort, die mit den Fingernägeln sein Ohr malträtierte bevor sie in den Stand glitt.
Blutüberströmt und von der hitzigen Auseinandersetzung in Mitleidenschaft geraten ließ sich ihre makellose Schönheit immernoch erkennen. Doch hatte es eindeutig auch etwas Albtraumhaftes an sich. Und sie machte es sicher nicht besser, indem sie mit einem breiten zähnefletschenden Grinsen auf ihn hinab blickte. Das Messer, welches sie beim Rückzug auch zurückgerissen hatte, hatte eine schwere Wunde in seinem Unterarm hinterlassen.
Für Ray'hn und Wingubar sicher eine Zweischneidige Situation. Doch liegt es an Wingubar, wie es von hieran weiter geht.